Hoch und trocken

Winterschlaf

Am 01.04.09 ist der Winterschlaf zu Ende. Unser Fräulein wurde in den vergangenen Monaten wieder auf Hochglanz poliert, einiges repariert und vieles ergänzt. Nun kann es wieder losgehen. Auf zu neuen Ufern. Hoffentlich wird die kommende Saison so schön wie die vergangene.



Zurück in ihr Element

Rund Fünen – Mai 2009

Unsere erste große Reise sollte Rund Fünen gehen. Von Freunden empfohlen und selbst schon seit langer Zeit geplant, starten wir Ende Mai in Hamburg. Die übliche Strecke: Hamburg-Brunsbüttel-Gieselaukanal-Kiel Holtenau und dann ab nach Dänemark.

Schon im „NOK“ fiel mir auf, das der Dampfer irgendwie nach Auspuffgasen riecht. Auch beim Öffnen der Motorklappe im Cockpitboden roch es immer nach Auspuff, aber zu sehen war nichts. So erreichten wir die Kieler Schleuse. Seit dem Ablegen im Gieselaukanal zog eine schwarze Regenwand mit uns nach Norden. Sie sorgte auf dem NOK für ordentlich Wind, sodaß wir mit Fockunterstützung eine rasche Fahrt machten. Vor der Kieler Schleuse wurde aber unser Tempo jäh unterbrochen und so lagen wir fast eine geschlagene Stunde vor der Einfahrt zur Schleusenkammer. Endlich war es soweit, jetzt mußte nur noch das Timing stimmen, denn die schwarze Regenfront ist auch mit Tempo unterwegs gewesen. Rein in die Schleuse, festmachen, Geldbörse schnappen, ab zum Schleusenwärter, bezahlen und im Schweinsgalopp wieder an Bord. Da wurde auch schon ein weiteres Schleusentor geöffnet. Leider das über uns. Wie aus Eimern ergoß sich der Regen über die ganze Szenerie. Komplett durchnäßt fuhren wir aus der Schleuse zum kleinen Hafen in Holtenau und machten dort fest.

Warten auf Ersatzteile

Nachdem wir uns trockengelegt, - einen heißen Tee zu uns genommen hatten machte ich mich auf die Suche nach der Quelle des Gestanks. Es dauerte nicht lange, da wurde ich fündig. Der Auspuffkrümmer hinterm Wärmetauscher war von innen durchgerostet. Glück im Unglück – wäre das Loch 2 cm tiefer entstanden, wäre dort ein Gas-Wassergemisch ausgetreten und hätte das Schiff geflutet. In Holtenau fanden wir schnell fachliche Hilfe, die uns das Ersatzteil aus England (Perkins) einfliegen ließ. Die zweitägige Wartezeit war annehmbar, da Wind und Wetter nicht wirklich zum Segeln einluden. Mit neuem Auspuffkrümmer und einem dicken Loch in der Urlaubskasse ging es dann weiter Richtung Fynen. Über Maasholm und Sonderborg erreichten wir die Dywig, ein wirklich idyllisches Fleckchen Erde. Vor Anker liegend wurde das Abendbrot geangelt und man glaubt es nicht, eine dicke Meerforelle zierte wenig später unseren Abendbrottisch.

Das Abendbrot

Am nächsten Morgen sollte es zur Westküste von Fynen gehen. In Assens wurden wir allerdings durch das Wetter genötigt einen Zwischenstopp einzulegen. Bei mittlerweile 6-7 Bf hatten wir nicht mehr die rechte Meinung weiter nach Norden zu segeln. In Assens lagen wir dann geschlagene drei Tage fest. Das gemütliche Städtchen lud zu vielen Spaziergängen ein, doch so langsam wollten wir weiter nach Norden um endlich einmal rund Fynen zu kommen. Doch jeden Morgen das gleiche Szenario: Wind aus Nordwest mit starken Böen der Stärke 7. Der Hafen, die Innenstadt und den Supermarkt kannten wir nun langsam auswendig und boten nicht mehr viel Neues. So langsam wurde auch die Zeit knapp und so beschlossen wir den Rückzug anzutreten.

Dunkle Wolken am Himmel von Assens

Der Entschluß wurde uns durch die andauernde Wetterlage recht leicht gemacht und so liefen wir am kommenden Tag unsere Lieblingsinsel der dänischen Südsee Lyö an. Bei immer noch heftigen Winden unternahmen wir ausgedehnte Inselspaziergänge und blieben zwei Tage. Immer wieder ein lohnendes Ausflugsziel. Dreyö, unser nächstes Ziel war uns bereits durch andere Touren bekannt, aber auch hier genossen wir wieder die Ruhe und die schöne Landschaft. Jetzt wurde es aber zeitlich knapp, denn unsere geplante Urlaubszeit neigte sich dem Ende.

Also von Dreyö nach Maastal, um dann einen großen Schlag nach Kiel zu unternehmen. Die Wetterlage wurde immer noch mit 4-5 angesagt, aber es mußte nun passen.

Wir waren ca. 2 Std. in Richtung Kiel unterwegs, als der Wind ordentlich auffrischte. Aus den vorhergesagten 4-5 wurden langsam 6-7 Bf. In Böen sogar 8. Zum „Wohlbehagen“ setzte nun auch noch Regen ein und die Sicht wurde schlechter. So langsam wurde es uns mulmig, aber umdrehen ging auch nicht mehr. Auf halber Strecke überholten uns dann zwei holländische Segler von denen wir wußten, daß sie nach Strande wollten. Dieses Wissen entspannte uns doch erheblich, denn so waren wir nicht mehr allein am Horizont. Die beiden Segler vor uns spornten uns ordentlich an, denn wir wollten den Sichtkontakt nicht verlieren. Immer wieder klatschten die Wellen gegen die Backbordseite und ich fürchtete um meine Solarpaneele, die sich bei jeder Welle leicht anhoben. Hoffentlich hatte ich sie ausreichend befestigt. Der Wind trieb den Regen und die Gischt zwischen Frontscheibe und Sprayhood und so wurden wir auch noch zu allem Überfluß erheblich naß. Die Holländer, sehr viel mutiger als wir, liefen mit ihren Booten unter Vollzeug und waren irgendwann im Dunst kaum noch auszumachen. Nach ca. 5 Stunden tauchte aber dafür in den Regenschauern Kiel Leuchtturm auf. Das Ziel war zum Greifen nah. Nach einer Reisezeit von gut 6 Stunden konnten wir endlich unsere Leinen in Kiel Holtenau ausbringen. Ein ordentlicher Grog verlieh uns die nötige Bettschwere, sodaß wir fast die Öffnungszeiten vom „Schleusenschlachter“ verschlafen hätten. Nach dem Ritt wollten wir uns mit einem anständigen Stück Fleisch stärken und kamen noch gerade rechtzeitig zum Feierabend an die Theke. Ein saftiges Rumpsteak brachte verbrauchte Energie zurück.

Zwei Größen

Die Starkwindlage hielt noch die kommenden Tage an, die uns auf dem NOK nicht sehr störte, aber auf der Elbe noch mal ordentlich das Schiff und die Besatzung zum Schaukeln brachte. Wohlbehalten liefen wir nach knapp vier Wochen Reisezeit wieder in unsere Box im Hamburger Yachthafen ein.

Das „Fräulein von Hamburg“ hatte die erste Bewährungsprobe mit Bravour gemeistert.